Edward David (ED) Berman

Deutsche Fassung im Buch Rebel Video, S. 53-64

00:00: Start. 03:51: President of a national youth organisation giving speeches around the country. 06:24: Back in Harvard, learning about Ghandi, and late night talking. 09:11: Getting into community work, a game method for co-operation and creativity. 11:00: Move to England and studies at Oxford. 13:51: From university to community theatre in London, starting up Inter-Action. 18:00: Exploring community video, it’s all about focus! 21:23: Working as a cooperative and starting the first city farm in the UK. 22:59: Pioneering community arts and community media, break through at the Arts Council. 25:51: From publishing to the Instant Business Enterprise System (IBES). 27:26: Why Inter-Action changed from a cooperative to a social enterprise. 28:36: Credits
Kommentar

The Amazing Story of Talacre

1971, Produzent: ED Berman, Regie: Paul Morrison, 32 Min., 16-mm, Farbe. Auszüge 15 mins / © Inter-Action 1974. Original im London Community Video Archive (LCVA).

Der Film verfolgt die Entwicklung eines während 10 Jahren von der lokalen Stadtverwaltung vernachlässigten Brachgeländes in London. Er zeigt, wie die Kooperative Inter-Action Trust sich gegen den Stadtrat von Camden stellte und die Mieterinnen und Mieter dazu ermutigte, sich zur Talacre Action Group (TAG) zusammenzuschliessen. Inter-Action und TAG organisierten auf dem Brachgelände ein sommerliches Spielprogramm für Kinder. Ausserdem gab es für Jugendliche die Möglichkeit, zu lernen, wie man Videos dreht.

Kommentare von Anwohnern (eine Mutter und ein Vater)
M   Die Kinder dürfen nicht in den Mietshäusern spielen, Ballspiele und Rennen sind im Treppenhaus verboten. Also müssen sie alleine spielen.
V   Die Hausmeister verbieten ihnen Ballspiele, Fahrradfahren dürfen sie auch nicht, die dürfen hier gar nichts. Das ist wie im Gefängnis; ja, das ist ein staatliches Gefängnis.

Begleitkommentar
Inter-Action ist eine nationale Wohltätigkeitsorganisation mit dem Ziel, kreative Spielmöglichkeiten für Kinder zu entwickeln. Wir kamen vor dreieinhalb Jahren in diese Gegend. In diesem Jahr wollten wir ein Spielprogramm für den Sommer starten und zwar hier in unserer Nachbarschaft. Ein Programm, das die Anwohner in Eigenregie durchführen sollten. Wir von Inter-Action wollen den Beteiligten wie den Behörden beweisen, dass Anwohner selbst über die lokalen Ressourcen verfügen können und sollen. Als erstes gründeten wir die Talacre Action Group, die die ortsansässigen Mieterverbände vertritt. Gemeinsam begannen wir, das Gelände an der Talacre Road aufzuräumen, ein verlassenes Grundstück, das seit Jahren als Müllkippe diente. Dort veranstalteten wir in den Ferien ein sechswöchiges Spielprogramm.

The Big Red Van

1974, 18 Min., Produzent: ED Berman, Regie: Clive Scollay, 16 mm, Farbe, 9 mins (excerpts), original in the London Community Video Archive (LCVA).

Der Europarat bezeichnete den Inter-Action Trust in den 1970er-Jahren als «Europas spannendste Organisation für Community Education und Kunst in der Stadtteilentwicklung». Eine besonders dynamische Neuerung war wohl der Inter-Action Medien-Kleinbus. Dieser Kleinbus war so umgebaut, dass man an den Seiten Videoprojektionen und am Heck des Autos Filmrückprojektionen sehen konnte, mit einer Theaterbühne auf dem Dach. Es gab eine Kopiermaschine für Flugblätter und eine Lautsprecheranlage, um die Ankunft und das Programm zu verkünden. Als besondere Spezialität verfügte der Bus über eines der ersten Funktelefone in England, mit dem die normalerweise schwer erreichbaren Bürgermeister und Ratsherren angerufen werden konnten, um sich den Fragen der versammelten Anwohnerschaft zu stellen. Ein Experiment in «doorstep democracy». Hunderte von Freiwilligenorganisationen und Stadtteilinitiativen haben den Kleinbus für ihre Zwecke genutzt. Neue Formen der Bürgerbeteiligung wurden ausprobiert und entwickelt. Dieser Film wurde auf Video überspielt, um andernorts ähnliche Initiativen für Demokratie auf lokaler Ebene zu fördern.

John «Hoppy» Hopkins

Deutsche Fassung im Buch Rebel Video, S. 65-74

00:00 Start. 00:19: How it all began. 01:36: The rise of International Times: an underground magazine. 03:27: February 1969 – A friend mentioned video to me. 04:22: With a little help from Sony. 05:49: When people see themselves. 06:36: Do anything you want. 07:56: The London New Arts Laboratory and TVX. 08:34: A video intervention at the BBC. 10:43: Community action in Notting Hill. 11:59: Video in community development. 13:38: Fantasy Factory – A video resource run in partnership with Sue Hall. 14:48: How to use general systems theory to run a video resource. 16:26: Video as evidence in magistrates’ courts in the UK. 16:54: The Association of Video Workers. 18:23: Technical inventions. 19:59: A rescue from oblivion – To digitise and archive our heritage. 21:26: Epilogue – Song of Long Ago. 23:21: Credits
Kommentar

Song of Long Ago

1975, Realisation: Sue Hall und John «Hoppy» Hopkins, 30 Min., ½ Zoll, schwarz-weiss, 8 Min., Auszüge (5 Min.),  Original im London Community Video Archive (LCVA).

Gezeigt werden Interviews mit 12 älteren Bewohnerinnen und Bewohnern aus West Kentish Town, einem Stadtteil Londons. Sie erzählen davon, wie ihr Leben aussah, als sie jung waren und betrachten alte Fotografien der Gegend. Das Video wurde in Stadtteilbibliotheken gezeigt und war sehr populär. Es war das erste britische Video mit Zeitzeugen von Lokalgeschichte und wurde von vielen Fachleuten modellhaft genutzt.

Pressemitteilung des Londoner Stadtteils Camden, 1978
Im Anschluss an die Eröffnung der neuen Queens Crescent Bibliothek kann das Videotape Song of Long Ago nach drei Jahren endlich wieder dort gezeigt werden, wo es aufgenommen wurde. Die Vorführung findet im Zusammenhang mit einer Ausstellung zur Geschichte von West Kentish Town statt, die ebenfalls in der neuen Bibliothek zu sehen sein wird. Im Herbst 1977 erreichte dieser beliebte Film in den Bibliotheken von Kentish Town und Swiss Cottage ein Publikum von 1000 Zuschauern. Von den befragten Zuschauern sagten 95 %, sie würden gerne mehr Filme dieser Art in den öffentlichen Bibliotheken sehen. Sue Hall und John Hopkins, die Videomacher, hoffen auf weitere Bibliotheksvorführungen in diesem Jahr, einschliesslich der Videos von Stone Circles und Alternative Commercials (in Bearbeitung) sowie von der Camden Jazz-Woche im November 1978. «Wir wollten erst einmal mit einem Tape anfangen», sagt John Hopkins dazu, «das den meisten Leuten bestimmt gefällt. Die Begeisterung der Bibliotheksmitarbeiter in Camden war dabei sicherlich hilfreich. Als nächstes wollen wir versuchen, dem offensichtlich aufnahmebereiten Publikum ein breiteres Spektrum an Videos zu zeigen».

Sue Hall

Deutsche Fassung im Buch Rebel Video, S. 75-86

00:00 Start. 00:54: Vienna. 01:37: My grandparents. 01:56: A vision of Kathmandu. 02:44: Test tubes and a bunsen burner. 03:31: Learning how to argue. 04:07: Youth Campaign for Nuclear Disarmament. 04:41: The Cuba Crisis. 05:41: I turn to music and clubbing. 06:38: The Beat poets at Albert Hall. 07:05: Dropping out and wanting to go to Nepal. 07:38: Four years of travelling. 08:23: Back in London – Squatting in the early 70’s. 10:19: Introduction to video by John „Hoppy“ Hopkins. 11:34: Participant observation. 13:27: October 1974, a letter from the BFI. 16:31: Our three rates policy. 17:33: Assemble editing and replaying tapes. 19:07: Impact on the squatter community – raising their profile. 19:23: Making a living. 20:26: Founding Fantasy Factory with John „Hoppy“ Hopkins. 22:08: Learning from the commercial sector. 24:16: The squatter tapes – our heritage. 26:07: Credits
Kommentar

Squat Now While Stocks Last

1974,  ½ Zoll, schwarz-weiss, 8 mins, Auszüge (5 Min.), Original online im London Community Video Archive (LCVA).

Hausbesetzer zeichnen mittels Video Strassenszenen, Polizeibrutalität und Zwangsräumungen auf. Das Video zeigt Hausbesetzer aus dem Haus Prince of Wales Road 93, wie sie sich mit friedlichen Mitteln gegen eine laufende Zwangsräumung wehren.

Die 1970er-Jahre waren die Blütezeit der Hausbesetzerszene. Es gab im Grossraum London schätzungsweise 30 000 Hausbesetzer, und die Szene war über viele Jahre der Nährboden für die urbane Subkultur. Der grosse Schatz von Videos der Fantasy Factory mit und über die Squatting Community in Camden, North London, konnte bis
anhin noch nicht digitalisiert und im LCVA archiviert werden.

Sue Hall erinnert sich an ihre Zeit als Hausbesetzerin in West Kentish Town
Innerhalb von zwei bis drei Jahren wurden Hunderte von Häusern besetzt, denn der Stadtrat von Camden wollte Kunst und Kultur fördern, indem er Künstlern alte Fabriken zur Verfügung stellte und Studenten Wohnungen überliess, die für Familien nicht geeignet waren. Warum aber standen Häuser leer? Die ursprünglichen Bewohner waren Opfer von etwas, das man mittlerweile Stadterneuerung nennt, was damals aber Slum-Bereinigung hiess. Den Bewohnern der Häuser, die abgerissen werden sollten, teilte man mit, die Häuser wären nicht mehr bewohnbar und es wäre besser für sie, wenn sie in modernere Wohnungen zögen. Oft wurden sie in einen Hochhauskomplex am Stadtrand von London umgesiedelt. Allerdings ging es mit der grossflächigen Sanierung nur langsam voran. Viele Mieter waren noch nicht umgezogen und hatten etwas gegen die mietfrei wohnenden
Besetzer, denn schliesslich mussten sie für die Häuser – wie unbewohnbar auch immer – weiterhin Miete zahlen. Ausserdem gehörten viele zur National Front, einer rechten, rassistischen Organisation. Sie konnten die langhaarigen Besetzer, die einfach unverheiratet zusammenlebten, nicht ausstehen. Die Mieter begriffen nicht, warum Leute aus der Mittelschicht, die nach ihrer Auffassung sicher reich sein mussten, in diesen Bruchbuden wohnen wollten, aus denen sie selbst ausziehen mussten. Mit Leuten wie uns wollten
sie wirklich nicht Tür an Tür wohnen! Ihr Groll schlug bald in Gewalttätigkeit um. Damals hatten die Leute noch keine Waffen, aber es gab oft Prügeleien, obwohl die ersten Besetzer meist Hippies waren und Gewalt ablehnten, weil die zu nichts führt. Sie wollten Konflikte gewaltfrei lösen, und so prallten damals unterschiedliche Auffassungen und Haltungen aufeinander. Bei der Stadt, die diese Parteien so eng zusammengeführt hatte, übernahm man keinerlei Verantwortung für die Folgen dieser Politik. Man hielt das Ganze wohl für einen unglücklichen Zufall.

Andy Porter

Deutsche Fassung im Buch Rebel Video, S. 105-120

00:00 Start. 00:19 I grew up in Bromley. 01:07 My dad was a civil servant and my mother a housewife. 02:30 Leaving the church when Sixteen. 03:35 Joining Youth-CND / Campaign for Nuclear Disarmament. 04:25 Just wanting to breath. 06:03 After studying English at Sussex University I moved to Notting Hill in 1968. 08:11 Working with skinheads. 09:22 Community and Youth Work studies at Goldsmiths College, 1972-74 / First encounter with video. 11:46 First community video experiments in Notting Hill – John Hoppy Hopkins / Founding of West London Media Workshop with Ken Lynam and Fonce Santana. 13:38 Video tapes about housing conditions. 16:12 Combining community video with youth work. 18:34 Discovering identity politics / Ken Lynam and the Irish Video Project / The People to People series on Channel 4. 20:46 Making a living / My job as a video operator / Videos for social agencies. 22:37 Back to Channel 4 with community style filmmaking on a fictional base / Cooperation with Jonnie Turpie. 26:49 Back to my region / Video work with young people in the East End of London / Hi8us South and Midlands / UK Sound TV / Grime. 30:03 Brexit and the East End / The Geezers / BOW – Then & Now. 33:37 Credits
Kommentar

Tony Dowmunt

Deutsche Fassung im Buch Rebel Video, S. 87-104

00:00 Start. 01:39 Home. 02:33 A distanced father, but a secure existence. 03:37 Alienated from my social background. 05:09 My life at boarding schools / Film and identity. 06:48 At public school, 1964-68. 07:59 Studying English Literature in Oxford / Hanging out with American draft dodgers. 08:58 Pursuing my interest in film. 09:53 1972 – A two year course at a film school in Guilford. 11:11 George Stoney and the mirror machine / A crash course in community video. 13:25 What I learned from community video in North America. 14:24 Back in the UK – Finishing my film course and buying my first video portapak / Meeting Su Braden. 16:16 Aylesbury Estate, South East London / Bedrock of a social and community revolution? 17:50 Video with young people. 20:29 The Association of Video Workers / John Hoppy Hopkins. 21:19 Writing up my video experience with young people / From process to product / I join Albany Video. 24:13 Becoming a franchised workshop / Channel 4 / The Vision of Alan Fountain / Funding from the GLC (Greater London Council). 26:14 How we cooperated with Channel 4 / Beyond Our Ken. 28:11 Other locally based productions for Channel 4 / We lose our franchise / Being White / Albany Video Distribution. 30:53 The Miners’ strike 1984-85 / A highlight of nationwide video campaigning. 32:12 International exchange / Central Australian Aboriginal Media Association (CAAMA). 33:54 Setting up our own company APT / Remote Control, Channels of Resistance, Tactical TV. 37:21 Teaching the MA course in Documentary at Goldsmiths, University of London. 38:59 Credits

Into the Darkness

1977, Realisation: Tony Dowmunt, 19 Min., ½ Zoll, schwarz-weiss, 7 Min. (Auszüge), Original im London Community Video Archive (LCVA).

Das Drehbuch schreiben und die Herstellung dieses Videos erfolgten in Zusammenarbeit mit einer Teenagergruppe in einem Gemeinschaftsraum in der Aylesbury-Wohnsiedlung. Es handelt sich um ihre Version einer Fernsehserie im Stil von Star Trek.

Gruppendiskussion zwischen Tony Dowmunt (T) und den Jugendlichen (A, B, C) nach der Fertigstellung des Videos
T   Was habt Ihr durch die Videoarbeit in den letzten zwei Jahren gelernt?
A   Wir haben gelernt, wie man eine Kamera und die ganze Ausrüstung benutzt.
T   Was bietet Video im Gegensatz zur Arbeit mit Holz oder Metall?
B   Mit Holz arbeitet jeder, aber nicht jeder filmt mit einer Videokamera. Das ist interessant und du kannst deinen Freunden davon erzählen.
T   Es ist also interessant, weil es etwas Besonderes ist. Gibt es etwas Bestimmtes bei Video, was sonst nicht vorkommt?
B   Als ich zum ersten Mal reinkam und mich selbst im Fernsehen sah, hat es mich umgehauen.
C   Beim ersten Mal kam ich mir ziemlich albern vor.
T   Was hast Du daraus gelernt?
B   Bilde dir bei Video bloss nicht zu viel ein!

Being White

1987, Realisation: Tony Dowmunt, 30 Min., U-matic low band, Farbe, 14 Min. (Auszüge), Original im London Community Video Archive (LCVA).

Ein Schulungsvideo von einem Kurs für Rassismus-Sensibilisierung für ein (überwiegend) weisses Publikum, um auf das damals ausgeblendete Problem der Hellhäutigkeit und die damit verbundenen Privilegien aufmerksam zu machen und darauf, wie diese sich über soziale Klassen und ethnische Gruppen hinweg manifestieren.

Auszug aus Interviews mit drei Teilnehmerinnen
A   Weiss heisst individuelle Vielfalt, und Schwarz bedeutet noch immer Pauschalisierung.
B   Die Weissen besetzen die Definition von Normalität. Sie leben ihren Alltag und sind dabei nicht weiss, sondern einfach «normal». Damit ist jeder andere nicht so. Bis Weisse endlich auch ein weisses Selbstverständnis entwickeln, damit es auch für schwarze und braune und alle anderen Menschen einen Platz gibt, und sie den Platz räumen, der als Normalität gilt.
C   Ich erinnere mich, wie mein Vater sagte: Bevor alle auf die Schwarzen zeigten, hiess es, es sind die Iren, die in Deptford (South London) immer die Prügel kriegen. Irgendeiner musste immer dran glauben. Weil wir dazu erzogen wurden, so zu sein. Wir sollten glauben, dass wir – als Weisse oder sogar als Engländer und nicht nur als Weisse – ganz grossartig sind. Die Engländer, die Briten sind so mächtig, mit dem Empire und so …

Mark Saunders

Deutsche Fassung im Buch Rebel Video, S. 121-148

Content. 00:17: Growing up in suburbia. 01:10: Rooted in London. 02:31: Parents. 03:11: A new generation. 04:13: Junior school. 04:53: Cinema. 05:56: London College of Printing. 07:12: A video investigation. 09:05: The Tower Hamlet Arts Project and Despite TV. 10:20: Social justice and media participation. 11:18: Sharing and scratching. 13:12: From a local angle. 13:52: Single issue magazines. 14:38: Distribution. 15:12: Exodus, a portrait film. 16:27: Do it yourself. 17:49: Commissioned by Channel 4. 18:37: Funding and use of my archive. 19:50: Another vision of change. 20:21: Credits
Kommentar

Despite the Sun

1986, 50 Min., U-matic, Farbe, 11 Min. (Auszüge), Original erhältlich von www.spectacle.co.uk

Im Januar 1986 verlegte Rupert Murdoch seinen Druckereibetrieb News International von der Fleet Street nach Wapping in Londons Osten. Innerhalb eines Tages wurden über 5000 Druckereiarbeiter, Angestellte, Putz- und Bürokräfte entlassen. Despite the Sun dokumentiert den jahrelangen Streit, der die Druckindustrie erschütterte. Aus Sicht der Anwohner und Druckereiarbeiter zeichnet die Kamera auf, welcher Art die Auswirkungen auf Anwohner waren, die von der Polizei und den Murdoch-Fahrzeugen gleichermassen schikaniert wurden, sowie die Angriffe der berittenen Polizei auf die Reihen der Streikenden. Hinsichtlich des Besitzes und der Kontrolle der Medien, des Zugangs, der Organisation von Arbeit und der Auswirkungen der sogenannten «neuen Technologie» werden entscheidende Fragen gestellt.

Sean Cubitt, City Limits, 1986
Es ist ein fantastischer Film. Man hat sowohl die Mäglichkeiten der Aufnahmetechnik (VHS) als auch des Playbackverfahrens genutzt; Despite the Sun verbreitete sich sofort unter den Leuten aus der Gegend, in der die Auseinandersetzungen um die Umsiedlung der Zeitungen der Murdoch-Gruppe zur Isle of Dogs mit den berühmten Streikpostenketten stattgefunden hatten. Die BBC-Aufnahmeteams hatten die Polizeiabsperrungen nicht passieren dürfen. Doch diese Typen wohnten ja dort, und so hetzten sie durch die Strassen, um an Stories zu kommen, die die überregionalen Medien nicht kriegen konnten. Das Ergebnis ist fantastisch, war aber eigentlich nur dazu gedacht, vor Ort gezeigt und vom Bibliotheksdienst in Tower Hamlets verbreitet zu werden. Man produzierte also mit Video für den Hausgebrauch, deshalb ist die Endfassung ziemlich roh, und sie wurde auch ziemlich schnell herausgegeben. Ich glaube, Aufnahmematerial aus ungefähr drei Wochen wurde in weniger als einer Woche geschnitten. Der Film war nicht nur ein politischer, sondern auch ein künstlerischer Meilenstein.

 

Battle of Trafalgar

1990, 52 Min., U-matic, Farbe, 14 Min. (Auszüge), Original erhältlich von spectacle.co.uk

Der Film erzählt die Geschichte der Londoner Demonstrationen gegen die Kopfsteuer vom 31. März 1990 und wirft Fragen zur öffentlichen Ordnung, zu Polizeieinsätzen, zur Unabhängigkeit und zur Verantwortung der Medien sowie zum Demonstrationsrecht auf. Vor dem Hintergrund des Videomaterials, das die Ereignisse dieses Tages in zeitlicher Abfolge widergibt, berichten Augenzeugen über ihre Erlebnisse.

Sheridan Morley, The Times, 19. September 1990
Die zweite Battle of Trafalgar muss ihren Platz in den Geschichtsbüchern erst noch finden und eignet sich wahrscheinlich nicht für eine Wachsnachbildung bei Madame Tussaud. Doch geht von den Ereignissen rund um die Demonstration gegen die Kopfsteuer vom 31. März dieses Jahres (1990) eine gewisse historische Faszination aus, und Battle of Trafalgar (Channel 4) legt nahe, dass sie noch einige Zeit nachwirken könnte. Eine unabhängige Videofirma namens Despite TV produzierte einen einstündigen Dokumentarfilm, der auf der Grundlage von unabhängigem Filmmaterial, das damals aus der Situation heraus und weitgehend unverdeckt aufgenommen wurde, die Demonstration sorgfältig rekonstruiert. Er zeigt, wie ältere Menschen, die ganz und gar nicht wie Studenten aussehen, brutal attackiert werden. Hier muss man allerdings daran erinnern, dass der Film keine Objektivität beansprucht und auch keine Pressesprecher der Polizei und von Fernsehnachrichtensendern in den Film einbezogen wurden, weswegen Despite TV in späteren Sendungen Voreingenommenheit vorgeworfen wurde. Wie schon der Name der Firma Despite TV nahelegt, sollte der Film beweisen, dass die Geschichte von der ursprünglich friedlichen Massendemonstration in der Londoner Innenstadt, die an einem Samstagabend im Frühling zu einer Gewaltorgie wurde, noch eine andere Seite hatte.

Exodus Movement of Jah People

1995, Produktion und Regie: Mark Saunders, 45 Min., Beta SP, Farbe, 10 Min. (Auszüge), Original online erhältlich von www. spectacle.co.uk, auch in Französisch mit Untertiteln und als deutsche und italienische Synchronfassung.

Mit der Besetzung und Renovierung heruntergekommener Gebäude will Exodus Movement eine benachteiligte Nachbarschaft in Luton wiederbeleben. Exodus bietet Arbeit und tragfähige Lösungen für zahlreiche gesellschaftliche Probleme wie Armut, Kriminalität, Drogen, Arbeitslosigkeit und Zusammenbruch des Gemeinwesens. Exodus bietet eine Mischung aus Rastafarianismus, New Age Punk und Strassenkultur.

Hintergrund
Das Exodus-Kollektiv in Luton entstand 1992 im Zuge der wachsenden Do-it-yourself-Bewegung, die sich als Reaktion auf Jugendarbeitslosigkeit, Armut und Frustration entwickelte. Ihre Mitglieder organisierten freie Rave-Parties, renovierten verlassene Häuser und gründeten eine Stadtteilfarm. Einige ihrer Aktivitäten bewegten sich am Rande der Legalität, waren aber friedlich. Ihre Philosophie hatte einen spirituellen Zug und berief sich auf Begriffe von Gemeinschaft und Gerechtigkeit im Kampf um Überleben und Stadterneuerung. Doch ihr utopisches Projekt stellte eine Herausforderung für den Status quo dar und traf auf starken Widerstand. Exodus Movement of Jah People untersucht das raffinierte Netz dieser Opposition, von aggressiver Überwachung bis zur Behinderung durch die Lokalverwaltung. Der Film zeigt den Übergang von reaktiver Friedenssicherung zu provokativem Eingreifen, einschliesslich einer Reihe von Spezialeinsätzen der Polizei von Bedfordshire.