Kommentar Alex Mayenfisch

Alex Mayenfisch erhielt die wesentlichen ideellen und gestalterischen Impulse für sein Videoschaffen während einem Bildungsaufenthalt in den USA: «In San Francisco entdeckte ich durch Zufall in einer Kunstgalerie Videoarbeiten von Brian Eno. So etwas hatte ich noch nie gesehen! Es gab drei oder vier Bildschirme in ziemlich grossem Format. Darauf waren – wenn ich mich recht erinnere – nicht einfach Musikvideos zu sehen, sondern eigentliche Kunst- oder Kreativ-Videos: Statische Bilder von New York bei Nacht – die Farben waren modifiziert –, dazu den Soundtrack von Brian Eno. Das Ganze wirkte auf mich wie Bilder in audiovisueller Gestalt – faszinierend!» (vgl. Alex Mayenisch Video 07.05: Brian Eno und Nam June Paik)

Zurück in Lausanne begann eine Phase des Experimentierens, zusammen mit Freunden: «1984 konnten wir während zehn Tagen das Studio der Kunsthochschule benutzen. Yves Kropf, Antoine Jaccoud und ich nahmen die Räumlichkeiten in Beschlag, ohne zu wissen, was wir filmen würden. Wir wollten lediglich etwas im Geist von Bob Wilson tun. Als wir im Studio eintrafen, legten wir einfach los. Wir holten uns Bilder, Gegenstände und andere Requisiten und erfanden kleine Geschichten. Auf diese Weise sind mehr als ein Dutzend ‹Shorts› entstanden: die Primeurs!» (vgl. Alex Mayenfisch Video 11.35: Unsere erste Produktion Primeurs).

Nach der Gründung des Videokollektivs Climage wandten sich Alex Mayenfisch und seine Freunde immer mehr dem kreativen Dokumentarfilm zu, und sie produzieren bis heute eigenwillige Berichte über die Lebensbedingungen in der Schweiz. Schauen Sie rein in «La conquête du temps libre», eine TV-Collage über den Wandel der Schweiz zu einer Freizeitgesellschaft.

Viel Vergnügen!

Heinz Nigg

Das unabhängige Videoschaffen und das internationale Phänomen der Jugendbewegungen in Europa befeuerten sich in den 1970er- und 1980er-Jahren gegenseitig: Die jungen Aktivisten entdeckten das Video als neues Medium, brachten Proteststimmungen zum Ausdruck und kämpften um autonome kulturelle Freiräume. Videoproduktionen entstanden partizipativ, unmittelbar und schnell; sie markieren einen wichtigen Schritt ins digitale Zeitalter.

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