Kommentar Johannes Gfeller

In den Anfängen wurde Video angepriesen als einfach zu bedienendes Medium. Das war auch so, aber nur bedingt. Sobald es ums Schneiden ging, um das Überspielen von einer Spule auf eine andere, wurde es schnell kompliziert. So waren die Videoschaffenden von Anfang an auf die Unterstützung von Spezialisten angewiesen. Im Videokollektiv Container TV war Johannes Gfeller der Tüftler und Erfinder. Im Gespräch mit ihm wird deutlich, dass seine Faszination für Technik schon in seiner Kindheit begann: «Mich faszinierte die Vorstellung, wie etwas funktioniert. Wenn ich ein Gerät kaufte, schraubte ich es auf, um zu sehen, was drin war.» (vgl. Johannes Gfeller Video 01.45: Interesse an Automaten)

In Hyper-TV, dem ersten vom Kanton Bern unterstützen Kunstvideo, wurden die Fähigkeiten von Johannes Gfeller auf die Probe gestellt: «Das Video aus dem Jahr 1981 ist eine experimentelle Collage über Fernsehkultur mit vielen Bruchstücken aus Fernsehshows, Nachrichtensendungen, Spielfilmen und Werbespots. Ich war verantwortlich für die Special Effects. Wir filmten modifizierte Fernsehapparate ab, machten Masken für die Stanzung und verwendeten Delays (Zeitverzögerungen). Bei einem Fernseher baute ich eine neue Ablenkspule ein, sodass man direkt ab Mikrofon das Bild verzerren konnte. Das war nicht neu, aber es selbst zu machen, war spannend.» (vgl. Johannes Gfeller Video 10.17: Hyper TV)

War die Technikbegeisterung vielleicht mit ein Grund, dass es die Frauen in Container TV nicht allzu lange aushielten (siehe meinen Kommentar zu Katharina Balmer)? Johannes Gfeller: «Man brauchte eine grosse Portion Negier am Neuen, um Frustrationen auszuhalten, wenn etwas nicht funktionierte.» (vgl. Johannes Gfeller Video 13.33: Frauen und Männer)

Ich wünsche eine interessante Begegnung!

Heinz Nigg

P.S. Wenn Sie mehr über Johannes Gfeller als Konservator neuer Medien und digitaler Information erfahren möchten, lesen Sie seinen Fachbeitrag im Buch Rebel Video (Videos sichern. Erinnerungen an die analoge Medientechnik).

Das unabhängige Videoschaffen und das internationale Phänomen der Jugendbewegungen in Europa befeuerten sich in den 1970er- und 1980er-Jahren gegenseitig: Die jungen Aktivisten entdeckten das Video als neues Medium, brachten Proteststimmungen zum Ausdruck und kämpften um autonome kulturelle Freiräume. Videoproduktionen entstanden partizipativ, unmittelbar und schnell; sie markieren einen wichtigen Schritt ins digitale Zeitalter.

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